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1. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 100

1909 - Leipzig : Hirt
100 V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I. Großen Vorteil zogen Handel und der gesamte Verkehr aus der Vereinfachung des Postwesens unter Leitung von Heinrich von Stephan. Während des Französischen Krieges hatte er die Postkarte, nach dem Kriege die Postanweisung eingeführt; das Porto für Pakete wurde vereinfacht. Er hat den Weltpostverein gegründet, dem die meisten Staaten des Erdkreises angeschlossen sind, dessen Einheitsporto für den Brief 20 Pf. und für die Postkarte 10 Pf. beträgt. Durch Errichtung der Po st Hilfsstellen hat er die kleinsten Dörfer mit dem Weltverkehr in Verbindung gebracht. Er ist der Reformator des Postwesens in großem Stile. Kaiser Wilhelm ehrte seine Verdienste durch Verleihung des Adels und Ernennung zum Staatssekretär des Reichspostamtes. Stephan war der Sohn eines Handwerkers aus Stolp in Pommern, trat 1848 mit 17 Jahren in die unterste Stufe des Postdienstes ein und erreichte die höchste. Auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens wurden ebenfalls große Fortschritte gemacht. Nachdem die großen durchgehenden Linien ausgebaut waren, wurden Neben- und Verbindungslinien geschaffen, und zur Erschließung der ländlichen Orte, die abseits der durchgehenden Linien liegen, die Kreis- und Lokalbahnen.*) Zur Zeit Friedrich Wilhelms Iv. waren die großen Eisenbahnlinien in Preußen meist von Aktiengesellschaften, in den Kleinstaaten vielfach als Staatsunternehmungen gebaut worden; Fürst Bismarck wollte sie für das Reich ankaufen, um eine einheitliche Organisation und eine Einnahmequelle für das Reich zu erzielen. Der Plan scheiterte an dem Widerstande andrer Bundesstaaten. Nunmehr setzte Bismarck den Ankauf der Preußen durchziehenden Linien für das Königreich Preußen durch. Der Eisenbahnbetrieb bringt bedeutende Überschüsse. Zur Deckung der Kosten der Reichsverwaltung wollte Fürst Bismarck das Tabakmonopol einführen. Der Reichstag versagte die Zustimmung. Der großartige Aufschwung des Handels in den ersten Jahren nach dem Kriege hielt nicht stand; die Unternehmungslust war so groß, daß schließlich mehr Jndustrieerzeugnisse hergestellt wurden, als verkauft werden konnten. Das gab einen gewaltigen Rückschlag in den Jahren 1874—1877. Arbeiter mußten entlassen, die Löhne erniedrigt werden. In den Jahren steigender Konjunktur hatten sozialdemokratische Führer die Arbeiter uu-zufrieden gemacht, indem sie ihnen vorrechneten, wie großen Gewinn den Fabrikherren ihre Arbeit brächte. Sie fügten aber nicht hinzu, daß der Kapitalist bei seinen Unternehmungen stets sein Vermögen aufs Spiel *) Mustergültig durch seine Kreisbahnverbindungen ist der Kreis Euskirchen im Regierungsbezirk Cöln durch die regen Bemühungen des Landrats, Geh. Regierungsrats Freiherrn von Ayx (+ 1909) geworden. Nachbarkreise haben an das Euskirchener Kreisbahnnet; angeschlossen.

2. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 299

1902 - Karlsruhe : Lang
— 299 — Wirthen. 1. Ter große König wollte gern sehn, Was seine Generale wüßten; Ta ließ er an alle Briefe ergehn, Daß sie gteich ihm schreiben müßten, Was jeder von ihnen zu tun gedenkt, Wenn der Feind ihn so oder so bedrängt. 2. Ter Vater Ziethen, der alte Husar, Besah verwundert den Zettel. „Ter König hält mich zum Narren wohl gar!" So flucht er, „was soll mir der Bettel! Husar, das bin ich, potz Element! Kein Schreiber oder verpfuschter Studeut." 3. Ta macht er ans einen Bogen Papier Einen großen Klecks in der Mitten, Rechts, oben, links, unten dann Linien vier, Tie all' in dem Kleckse sich schnitten, Und jede endete auch in 'nein Klecks. So schickt er den Bogen dem alten Rex. 4. Ter schüttelt den Kops gedankenvoll, Fragt bei der Revue dann den Alten: „Zum Schwerenot, Ziethen, ist er toll? Was soll ich vom Wische da halten?" Ten Bart streicht sich Ziethen: „Tas ist bald erklärt, Wenn Eu'r Majestät mir Gehör gewährt. 5. Ter große Klecks in der Mitte bin ich, Ter Feind einer dort von den vieren, Ter kann nun von vorn oder hinten aus mich, Von rechts oder links auch marschiere::: Tann rück' ich aus einem der Striche vor Und hau' ihn, wo ich ihn treffe, aufs Ohr." 6. Ta hat der König laut aufgelacht Und bei sich selber gemeinet: „Ter Ziethen ist klüger, als ich es gedacht, Sein Geschmier sagt mehr, als es scheinet. Tas ist mir der beste Reitersmann, Ter den Feind schlägt, wo er auch rücket an." Friedrich von Salier. Der König uttit der Müller. 1. Es wohnt ein Müller sorgenfrei In seiner kleinen Mühle. Das Mühlchen klappert Brot herbei Bei Sonnenbrand und Kühle. 2. Nicht weit davon ein König hat Ein Schloß sich aufgebauet. Wär’ nicht die Mühl', man hätte Stadt Und Land draus überschauet. 3. Ter Kö:ng bot dem Müller Geld: „Verkauf mir deine Hütte! Bau neu sie auf, wo dir's gefällt, Nach größerm Maß und Schnitte." 4. „Mein Mühlchen ist mir gut genug, Das laß ich meinen Erben; Es trägt des Vaters Segenspruch, Hier will ich ruhig sterben." —

3. Die Zeit der Umwälzungen - S. 35

1909 - Leipzig : Hirt
116. Staatliches Leben in Deutschland 18151840. 35 von Waren und Personen herzustellen.^) Die erste deutsche Eisen-bahn wurde 1885 von Nrnberg nach Frth gebaut (Bild 26), die 1835. erste preuische 1838 von Berlin nach Potsdam. ^) 1838. c) Viele Techniker machten Versuche, die Dampfkraft zum Antrieb von Schiffen zu verwenden, und 1807 gelang dem Amerikaner Fulton 1807. die erste grere Dampfschiffahrt. Seit 1818 fuhren Dampfschiffe auf dem Rhein und der Elbe. 5. Der Telegraph. Zur schnellen Befrderung von Nachrichten auf groe Entfernungen kam in Frankreich zur Zeit der Revolution der optische Telegraph auf. Trotz seiner erheblichen Mngel fand er auch in Deutschland Eingang. Sein Nachfolger war der heute der die ganze Erde verbreitete elektromagnetische Telegraph, der zuerst 1833 von Gau 1833. und Weber in Gttingen ausgefhrt wurde. Der Amerikaner Morse erfand den Schreibapparat dazu. Wo werden heute hnliche Vorrichtungen wie der optische Telegraph zur Zeichen-gebung gebraucht? Welche Bedeutung hat der Telegraph fr den Handel, fr die Eisenbahnen, fr die Schiffahrt, fr die Witterungskunde, fr die Zeitungen, im Gerichtswesen, im Kriege, bei Unglcksfllen? 116. Staatliches Leben in Deutschland von 1815 bis zum Tode Friedrich Wilhelms Iii. 1. Die Berfasstmgsfrage in den Einzelstaaten. Durch die Ereignisse der letzten Zeit war das Bedrfnis des Volkes lebendig geworden, durch Teilnahme an der Gesetzgebung an den Schicksalen des Vaterlandes mitzuwirken. Doch besa nur ein geringer Teil des Volkes die dazu ntige politische Bildung. Die Forderung der Bundesverfassung, da in den Einzelstaaten landesstndische Vertretungen eingefhrt werden sollten, wurde zuerst von dem Groherzog Karl August von Weimar, t>em Freunde Goethes, erfllt. Andere Mittel- und Kleinstaaten folgten dem Beispiel, Wrttemberg nach erbitterten Kmpfen, an denen sich Uhland als Vorkmpfer fr Freiheit und Volksrecht lebhaft beteiligte. In sterreich war der allgewaltige Metternich magebend, der nur Herr-schen wollte, und Kaiser Franz folgte seinem Rate, es halt beim alten zu lassen". In Preußen erschien es wegen der neuen Provinzen, die fr den Staat noch kein rechtes Interesse haben konnten, nicht geraten, eine Gesamtvertretung einzufhren, und so blieb es auch hier vorlustg beim alten. Doch fhrte der König, um das Volk allmhlich fr seine staatliche Aufgabe zu erziehen, 1823 Provinzialstnde ein. 1823. 2. Die Unterdrckung der Einheits- und Freiheitsbestrebnngen. Durch die Grotaten der Nation auf den Schlachtfeldern sowohl wie auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst war das National-gefhl mchtig gestrkt worden, und so verband sich mit dem Verlangen nach greren Rechten der Wunsch einer besseren Einigung der deutschen

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 399

1906 - München : Oldenbourg
73. Ein Königsidyll vom Tegernsee. 399 Sechs blühende Töchter erwuchsen in seinem Hause; aber wenn er von den erlauchten Prinzessinnen sprach, nannte er sie niemals anders als „meine Mädeln", und wenn er mit ihnen spazieren ging, wies er mit Stolz darauf: „Das ist mein Postzug!" Und nachdem sich die ersten zwei vermählt hatten, fügte er lachend hinzu: „Jetzt kaun ich nur mehr vierspännig fahren!" Die Einrichtung des Schlosses-zeigte eine wahrhaft rührende Einfachheit: Jede der Tochter hatte nur ein einziges Zimmer; die Möbel waren mit buntem Pers überzogen und ein schmalfüßiges Spiuett stand in der Ecke. Wenn man des Morgens vorüberging, hörte man eifrig durchs offene Fenster die Skala spielen oder es ward eine Lehrstunde erteilt; nachmittags sah man die jungen Prinzessinnen rudern, und wenn ein Spaziergang nach Egern führte, ward nicht selten die öffentliche Führe benutzt. Mit beiden Händen vor dem Munde riefen sie dann jodelnd hinüber: „Überfahren, überfahren!" Ja, als Elisabeth, die spätere Königin von Preußen, nach Jahren wieder in ihr heimatliches Tegernsee kam, erbat sie sich von ihrem hohen Gemahl die Gnnst, daß sie wieder wie damals selber nach dem Schiffe rufen dürfe. Friedrich Wilhelm Iv. aber fand au diesem zwanglosen Gebaren so viel Reiz, daß er es gern teilte. „Willst im deinem Vater einen Gruß von mir bestellen?" sprach er eines Tages zu meiner kleinen Schwester, die unter der Gartentüre stand, und als das Kind ernsthaft erwiderte: „Ich kann ja feinen Gruß bestellen, ich weiß ja nicht, wer du bist", fügte er lachend hinzu: „Sag nur vom Herrn Friedrich Wilhelm." Bei König Max I. verging wohl kein Tag, ohne daß er irgend ein Banernhans betrat oder mit dem nächsten besten Holzknechte ein Gespräch anband ; die Sente ließen sich dabei vollkommen gehen und redeten, wie's ihnen eben in den Sinn kam. Der eine klagte, wie schwer es sei ein großes Bauerngut richtig zu regieren. „Was soll denn ich erst sagen," erwiderte der König, „ich muß das ganze Land regieren!" „Wissen S' was," sprach der Bauer, „da tat i's halt an Ihrer Stell' anial a Zeit verpachten." Meister Hansstüngl, der vor knrzem starb und in der Nähe von Dietramszell geboren war, traf als halbgewachsener Junge eines Tages den König ohne zu wissen, wer vor ihm stand. „Wo bist du deuu her?" fragte der König. „Aus dem Tegeruseer Landgericht", erwiderte der Junge. „Was, aus dem Tegeruseer Landgericht?" rief jener mit ungeheuchelter Freude, „dann sind wir ja Landsleut', da bin ich ja auch daheim." Ungeschent nannten die Sennerinnen, die in der Nähe der K'ottenbrunner Alm ihre Weiden hatten, den König „Herr Nachbar". Und wenn er ans einem seiner Gänge den blauen Ranch ans einem Hanse steigen sah, dann blieb er bisweilen stehen und ries durchs offene Küchenfenster: „Was gibt's denn heut?" „Knödel gibt's", erscholl es von innen. „Ah, das ist recht,"

5. Erzählungen für den ersten Geschichtsunterricht - S. 85

1907 - Leipzig : Freytag
85 Truppen am Ende des Krieges entlassen. Friedrich Wilhelm aber behielt sie auch zur Friedenszeit, um sie aus den Krieg einzuben. Er hatte das erste stehende Heer in Brandenburg. Einer der tapfersten Generle des Groen Kurfrsten war Georg Dersslinger. In seiner Jugend war er, so erzhlt die Sage, ein Schneidergeselle. Als er sich einst der die Elbe setzen lassen wollte, wurde er von dem Fhrmanue abgewiesen, weil er kein Geld hatte. Da sah er, da die Soldaten unentgeltlich bergesetzt wurden. Kurz entschlossen warf er Schere und Elle in die Elbe und vertauschte die Nadel mit dem Schwerte. Er trat in den Dienst des Kurfrsten und brachte es bis zum Feldmar-fchall. Einst spottete an der kurfrstlichen Tafel der fran-zsische Gesandte der den ge-wesenen Schneider. Da sprang der alte Dersslinger ausschlug an seinen Degen und sprach: Jawohl hier ist der Mann, und hier ist die Elle, mit der ich meine Feinde messe." Dieschlacht beifehr-bellin. Bald hatte der Groe Kurfürst Gelegenheit, sein neues Heer zu erproben. Als König Ludwig Xiv. seinen Raubzug gegen die Nieder-lande unternahm, zog Friedrich Wilhelm dem Prinzen von Oranien zu Hlfe. Aberludwig 6 48 bc8 groen Stafiirfien. veranlate dafr dieschweden, in Brandenburg einzufallen. Anfangs muten sich die Bauern, mit Dresch-flegeln und Sensen bewaffnet, selbst gegen die Feinde wehren. Sie schrieben auf ihre Fahnen: Wir sind Bauern von geringem Gut Und dienen nnserm Kurfrsten mit nnserm Blut." Aber kaum hatte der Kurfürst, der mit seinem Heere am Rhein stand, die Kunde vernommen, als er aufbrach, um sein Land zu schtzen. Mit 6000 Dragonern ritt er in Eilmrschen nach Brandenburg und war in

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 39

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Nach der Schlacht an der Dessauer Brcke (1626) hatte Brandenburg von den durchziehenden Truppen harte Drangsale zu erdulden. Da die Stnde sich weigerten, die ntigen Gelder zur Werbung und Unter-Haltung der Truppen zu bewilligen, fehlte dem Kurfrsten ein starkes Heer, um das neutrale Gebiet gegen die wilden Kriegsscharen zu Verteidigen. Als Gustav Adolf, der bereits in seinem Kriege mit Polen in Ostpreuen eingedrungen war und hier die festen Pltze Pillau und Memel (1629) durch Schwertstreich genommen hatte, auf deutschem Boden landete, wurde Brandenburg gezwungen, aus seiner neutralen Stellung herauszutreten. Der Schwedenknig besetzte die Neu mark, eroberte Frankfurt a. d. O. und nahm Landsberg a. d. Warthe in Besitz. Dann rckte er vor Berlin und ntigte seinen Schwager, ihm die Festung Spandau einzurumen und den Durchzug durch Kstrin zu gestatten; ferner mute der Kurfürst seine Trnppen zu den Schweden stoen lassen und monatlich 90 000 Mark Kriegskosten zahlen. Nach dem Tode Gustav Adolfs schlo der Kurfürst mit dem Kaiser den Prager Frieden (1635), in welchem Georg Wilhelm die Besttigung seiner Anwartschast auf Pommern erhielt. Aber die Schweden hielten dieses Land nach dem Tode des letzten Herzogs beseht, fielen in die Mark ein und verwsteten sie in rgster Weise. ' 3. Sein Tod. Georg Wilhelm, der seine Residenz in Feindes-hand sah, verlie tief betrbt die Mark und begab sich nach Preußen. Hier endete zu Knigsberg sein leidvolles Leben und seine unglckliche Regierung.

7. Das erste Geschichtsbuch - S. 65

1892 - Gera : Hofmann
— 65 — wurde, der in der Taufe Friedrich, später aber der Große genannt wurde. Auf feinem Totenbette fprach Friedrich I.: „Die Welt ist nur ein Schauspiel, das bald vorübergeht. Wer nichts als dieses hat, ist übel dran." Friedrich I. hat das Verdienst, einem geachteten Staate den rechten Namen erworben zu haben. Der eigentliche Gründer dieses Staates war sein Vater, der große Kurfürst Friedrich Wilhelm. Von ihm handelt das folgende Geschichtsbild. 7. Der große Kurfürst Iriedrich Wilhelm von Brandenburg, der Oründer des preußischen Staates (1640—1688). 1. Was uns an ihn erinnert. Auf der langen Brücke in Berlin steht das Denkmal des großen Kurfürsten in Erz. Ersitzt hoch zu Roß, und seine Feinde liegen gefesseltzu feinen Füßen. Der Friedrich-Wilhelmskanal verbindet die Spree mit der Oder. Er wurde von dem großen Kurfürsten angelegt, damit die Schiffe von Breslau bis Hamburg fahren könnten. Die Linden in Berlin ließ er anpflanzen; sie sind heute die schönste Straße. Das erste Pflaster und die ersten Straßenlaternen rühren aus seiner Zeit. Unter ihm erschien die erste Zeitung 32. Denkmal des großen Kurfürsten in Berlin, in Berlin. Er schuf das erste stehende Heer, die erste Flotte und die ersten Anfiedlungen in Afrika. Die Post, die heute die ganze Welt umspannt, richtete er in Brandenburg zuerst als Reitpost ein, d. H. Reiter beförderten Briefe, Geld und Pakete von Ort zu Ort. Eine Hochschule für das Rheinland gründete er in Duisburg; jetzt ist sie in Bonn. In Berlin giebt es noch heute sehr viele französische Namen. Dieselben stammen größtenteils von den vertriebenen französischen Protestanten, die der Kurfürst in seinem Land aufnahm. Die Namen von untergegangenen Dörfern und Wüstungen erinnern an die schreckliche Zeit des dreißigjährigen Krieges, in welcher Friedrich Wilhelm den Thron bestieg. Polack, Das erste Geschichtsbuch. 5

8. Deutsche Sozialgeschichte - S. 87

1898 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ter große Kurfürst. Friedrich Wilhelm I. 87 Schaffen hatte er die größten wie die kleinsten Einzelheiten im Auge und sah Ministern und Generalen gerade so genau aus die Finger wie Hökerweibern und Dienstboten.*) Staatswohl und wirtschaftliches Gedeihen fielen für ihn völlig zusammen. Darum ließ er sich auf alle Weise die Hebung des Volkswohlstandes angelegen sein und wies die von ihm geschaffene Centralverwaltungsbehörde, das Generaldirektorium, an, „auf die Conservation unserer sämtlichen Unterthanen treues Absehen zu richten"; sie sollen nicht durch gar zu schwere Lasten „enervieret" werden, sonst könnten sie dem Landesherrn nicht die nötigen Leistungen entrichten. Insbesondere aber faßte der „Soldatenkönig" die Verbesserung der bäuerlichen Zustände sofort ins Auge. Es galt, den Bauernstand in größerem Maße ins Heer einzustellen. Als „ägyptische Frondienste" bezeichnete der König die von den Grundherren geforderten Leistungen. Ein weiterer Übelstand war, daß das Bauernland ganz bedeutend abgenommen hatte. 1570 gab es in der Mittelmark 7989 Bauern- und 5487 Kossätenstellen; 1725 aber nur noch 6822 bezw. 3141. Deshalb schritt Friedrich Wilhelm I. überall mit aller Entschiedenheit gegen Abrundung der herrschaftlichen Güter durch „Legen" der Bauern ein, erkannte keinrecht der Zwangsenteignung an und dachte sogar daran, die Leibeigenschaft aufzuheben. Das war schon unter seinem Vater und Vorgänger, dem ersten Könige, Friedrich I. (1688—1713), vergeblich versucht: man beabsichtigte nämlich, die königlichen Domänen in kleine Bauerngüter zu zerlegen und diese in Erbpacht auszuthun. 1718 nun befahl der König einem Geheimen Etatsrat in Ostpreußen, „die Leibeigenschaft von den Bauern abzuschaffen und sie zu Freybauern zu machen", *) „Ungehorsame und trotzige Mägde, die sich auf ihre eigne Hand setzen wollen", sollen auf Verlangen ihrer Herrschaften, „wann sie den Trotz oder Ungehorsam mit ihrem Gewissen behaupten können, in Zucht-und Spinnhänser gebracht werden." Bauern.

9. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 210

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
210 Gleichfalls in diesem Jahre 1689, welches in kulturgeschichtlicher Hinsicht für das Berliner Bürgertum das Datum einer völligen Umwälzung zu bezeichnen scheint, verkaufte man zu Berlin ein fliegendes Blatt mit folgender, gleichfalls äußerst charakteristischen Aufschrift: „Die durch eine wunderliche Kalbes- oder Mißgeburth von Gott bestrafte Frauenzimmer-Hauben-Mode in einem seltsamen Bilde." In diesem Flugblatte wird die folgende Geschichte erzählt: „Am 4. Junius dieses Jahres hat sich das entsetzliche Wunder zugetragen unweit der Stadt Hanau in dem Dorfe Goselitz bei dem Schulzen Martin Krampen. Nämlich es hat dieser Schultze von einem französischen Soldaten eine trächtige Kuh um ein liederliches Geld gekauft. Wenige Tage daraus wirft gedachte Kuh, wie die Figur ausweiset, ein recht wunderbar Kalb, welches zwar von allen Gliedmaßen wie ein anderes gebildet war, allein es hatte einen rechten Menschen- oder Weiberkopf und auf demselben einen von Fleisch gewachsenen Bänder-Pusch, natürlich wie die itzigen aufgethürmten Frauenzimmerhauben. Der Abriß von demselben ist an unterschiedliche Kur- und Fürstliche Städte geschicket und dem Schulzen die Kuh mit dem Kalbe wohl zu pflegen von der Obrigkeit daselbst Befehl gegeben worden. Es haben es viele gesehen. Die Deutung aber ist Gott bekannt. Vermuthlich kann nichts Gutes daraus geschlossen werden, und weil die itzige französische Haubenmode natürlich aussiehst, wie man sonst die Feuerpüsche oder Feuerflammen malet, hat sich's leider allbereit und wieder ausgewiesen, wie die Franzosen und Mordbrenner", —■ es ist an die barbarische Verwüstung der Pfalz durch Mclac gedacht, — „dergleichen Feuerpüsche ein und anderer Stadt aufsetzen, daß mancher die Hoffahrt vergangen." Und in der That, — es fehlte der luftigen, lebensfrohen und üppigen Zeit nicht an ernsten Zeichen! Auch ist es grundfalsch, was man fast in allen landläufigen Handbüchern unserer Geschichte zu lesen bekommt, daß nämlich die Regierung des nachmaligen Königs Friedrichs I. den Dingen ihren Lauf gelassen und keinen Widerstand gegen beit Zug der Zeit versucht habe. Trotz seiner Neigung zur Nachahmung französischer Hofsitte blieb Friedrich persönlich ein frommer Herr, und viele feiner Handlungen bekundeten, wie feine älteren Biographen sagen, „den ihm innewohnenden Hang zur Gottseligkeit". So ließ er für ferne Truppen des Engländers Hales „treuen Unterricht für christliche Kriegesleute" übersetzen und in 5000 Exemplaren ver-

10. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart - S. 84

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
84 schafter nichts weiter mitzuteilen habe." Ter Unterschied in der Wirkung des ge-krzten Textes der Emser Depesche im Vergleich mit der, welche das Original hervorgerufen htte, war kein Ergebnis strkerer Worte, sondern der Form, welche diese Kundgebung als eine abschlieende erscheinen lie, während die Redaktion Abekens nur als ein Bruchstck einer schwebenden und in Berlin fortzusetzenden Verhandlung erschienen sein wrde. Nachdem ich meinen beiden Gsten die konzentrierte Redaktion vorgelesen hatte, bemerkte Moltke: So hat das einen anderen Klang, vorher klang es wie Chamade, jetzt wie eine Fanfare^) in Antwort auf eine Herausforderung." Ich erluterte: Wenn ich diesen Text, welcher keine nderungen und keinen Zusatz des Telegramms enthlt, in Ausfhrung des allerhchsten Auftrags sofort nicht nur an die Zeitungen, sondern auch telegraphisch an alle unsere Gesandtschaften mitteile, so wird er vor Mitternacht in Paris bekannt sein und dort nicht nur wegen des Inhalts, sondern auch wegen der Art der Verbreitung den Eindruck des roten Tuches auf den gallischen Stier machen. Schlagen mssen wir, wenn wir nicht die Rolle des Geschlagenen ohne Kamps auf uns nehmen wollen. Der Erfolg hngt aber doch wesentlich von den Eindrcken bei uns und anderen ab, die der Ursprung des Krieges hervorruft; es ist wichtig, da wir die Angegriffenen seien, und die gallische berhebung und Reizbarkeit wird uns dazu machen, wenn wir mit europischer ffentlichkeit, soweit es uns ohne das Sprachrohr des Reichstags mglich ist, verknden, da wir den ffentlichen Drohungen Frank-reichs furchtlos entgegentreten." Diese meine Auseinandersetzung erzeugte bei den beiden Generalen einen Umschlag zu freudiger Stimmung, dessen Lebhaftigkeit mich berraschte. Sie hatten pltzlich die Lust zu essen und zu trinken wiedergesunden und sprachen in heiterer Laune. Roon sagte: Der alte Gott lebt noch und wird uns nicht in Schande verkommen lassen." Moltke trat so weit aus seiner gleichmtigen Passivitt heraus, da er sich mit freudigem Blick gegen die Zimmerdecke und mit Verzicht auf feine sonstige Gemessenheit in Worten mit der Hand vor die Brust schlug und sagte: Wenn ich das noch erlebe, in solchem Kriege unsere Heere zu führen, so mag gleich nachher die alte Karkasse2) der Teufel holen." Er war damals hinflliger als spter und hatte Zweifel, ob er die Strapazen des Feldzuges berleben werde 49. Die Begeisterung in Deutschland bei Kriegsausbruch. 1870. Quelle: Brief König Wilhelms an die Knigin Augusta vom 15. Juli 1870. Fundort: Erich Brandenburg a. a. O. S. 226228. Berlin, 15. Juli 1870. An Knigin Augusta. So sind also die eisernen Wrfel gefallen, schneller als man es erwarten konnte! Gottes Wege sind nicht unsere Wege, und vor seinem Angesicht stehe ich mit ruhigem Gewissen, da ich diese Katastrophe nicht verschulde! Sein Wille wird weiter geschehen und uns lenken! Amen! !) Chamade ist ein Signal, das andeutet, da man zur bergabe bereit ist. Fanfare ist ein Signal zum Angriff. 2) Karcasse ist ein Gerippe.
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